Textlandschaften, Essays zur Zeit. Lesung in der Galerie Samtleben.
Angerer der Ältere liest aus seinem Buch „Kulturpause“.
Weitere Autorenlesungen mit: Henryk M. Broder, Joachim Fest……
Das Brandenburgische Literaturbüro wird vertreten durch Frau Dr. Sigrid Grabner und Herrn Hendrik Röder. Gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur und Siemens-Nixdorf.
Eine wesentliche Station zur totalen Abstraktion war die Auflösung der Symmetrieachse und die Verlagerung der Schwerpunkte vom Mittelpunkt zur Exzentrik. Systeme solcher Art sind nicht belastbar, sie bersten. Symmetrie und Mittelpunkt sind Symbole der Ausgewogenheit, Harmonie und inneren Ruhe. Gerät die Geistesachse oder der geistige Mittelpunkt aus der Balance, stürzt das System. So hat unser spätdemokratischer pluralistischer Gesellschaftskörper der privaten Macht seinen Schwerpunkt nicht in seinem geometrischen Mittelpunkt. Dort stehen nur austauschbare Marionetten der Politik als Diener der grauen, exzentrisch gelagerten Eminenzen des Geldes. Folgerichtig wuchern unsere modernen Städte als Krebsgeschwüre dschungelgleich, rein der Macht des Geldes folgend, ohne sinnlich erfassbare geistige Mitte, lebensfeindlich und spekulierend in die vergewaltigte Natur.
aus:
„Kulturpause, Streitschrift wider den Zeitgeist“, Angerer der Ältere
Nymphenburger Verlag 1994
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Zu TEXTLANDSCHAFTEN
Während der Tausendjahrfeier fand unter dem Titel „Potsdamer Diskurse“ eine Veranstaltungsreihe zu Fragen der Zeit statt. Die Veranstalter des Projekts TEXTLANDSCHAFTEN/ESSAYS ZUR ZEIT setzen diese Reihe 1995 in abgeänderter Form und mit dem Anspruch fort, das geistige Leben in Potsdam anzuregen.
Im Mittelpunkt steht das Essay als Kunstform. Diese in Deutschland noch immer zu wenig gepflegte Form geistiger Streitkultur ist wie keine andere geeignet, Positionen und Gegenpositionen darzustellen, präzises Denken und neue Einsichten zu befördern.
Bekannte Essayisten aus dem Osten und dem Westen Deutschlands werden durch Lesungen und Vorträge ein Publikum zur Diskussion herausfordern, das bereit ist, zuzuhören, nachzudenken und in ein Gespräch einzutreten. Angestrebt ist ein literarisch-politisches Forum, keine Show für Profilierungssüchtige und Rechthaber.
Nicht zuletzt die Literatur, vertreten durch die zeitweiligen Potsdamer Heinrich Heine, Theodor Storm, Ludwig Thieck, Reinhold Schneider, Hermann Kasack, Peter Huchel, Erich Arendt und Bernhard Kellermann, hat Potsdam einst Glanz verliehen. TEXTLANDSCHAFTEN/ESSAYS ZUR ZEIT wollen auch auf diese Tradition aufmerksam machen und sie fortführen.
Potsdam, 17. Februar 1995
Titelbild
Rückseite des Buches: