Angerer der Ältere verlieh dem Fahrzeugteil einen völlig neuen Sinn.
Ein Hauch von Geheimnis und Science Fiction.
Ein Künstler wäre kein Künstler, könnte er Dinge nicht mit anderen Augen sehen, ihnen keine neue Bedeutung geben. Angerer der Ältere kann es. Er verwandelte ein altes Audi Getriebe in eine wehrhafte Burg und schickt den staunenden Betrachter ins Land der Phantasie.
„Es war einmal ein altes, ausrangiertes quattro-Getriebe. Seines eigentlichen Zweckes beraubt, schlummerte es auf einem Schrottplatz. Es wäre ganz und gar in Vergessenheit geraten, wenn nicht eines Tages ein Künstler gekommen wäre und den Dingen eine neue Bedeutung gegeben hätte. Ganz klar erkannte der Mann : Das Getriebe ist ja eine Burg!“
Das wäre wohl der passende Anfang für die wahrhaft märchenhafte Verwandlung eines technischen Bauteils in eine trutzige Festung.
Die Geschichte dieser Verwandlung entspricht allerdings den Tatsachen. Der Künstler, der die besondere Schönheit des quattro-Getriebes entdeckte und für seine Zwecke nutzte, heißt Ludwig Angerer, Künstlername Angerer der Ältere. Er lebt und arbeitet in Biburg bei Kelheim und ist beileibe kein Unbekannter. Unter anderem schuf Angerer die Filmausstattung für die „Unendliche Geschichte II“ von Michael Ende.
Auch Angerers Getriebeburg könnte direkt einem Märchenbuch entsprungen sein mit all ihren winzigen Fensterchen, filigranen Treppchen, wehrhaften Türmchen und versteckten Schießscharten. Zwischen Dutzenden von bunten Wappen ist sogar das Audi Emblem zu entdecken – witzige Hommage an den Ursprung des Kunstwerks.
Auffälligstes Detail ist jedoch eine riesige, kunstvoll bemalte Rosette. Sie war in ihrem früheren Leben ein profaner Differenzialdeckel und verleiht der mittelalterlichen Burg einen Hauch von Geheimnis und Science Fiction.
Betrachtet man die Burg länger – und das sollte man unbedingt tun – fallen einem immer mehr Einzelheiten auf, die die Phantasie beflügeln. Fast glaubt man, das Getrappel von Pferdehufen zu hören und wartet auf das fanfarenbegleitete Öffnen des Burgtores.
Das Kunstwerk entstand durch den bloßen Einsatz von Pinsel und Acrylfarbe. Nichts am Getriebe wurde entfernt, nichts hinzugefügt. „Es ist ja alles schon vorhanden. Man muß es nur entdecken“, erklärt Angerer und ist voll des Lobes über die „dynamische Architektur“ des Audi Getriebes.
„Die Getriebe anderer Marken sind längst nicht so phantasievoll“, schwärmt er.
Der Künstler, den die Verknüpfung von Auto-Technik und Burg-Romantik sofort in den Bann schlug, hat dafür auch eine zwingend logische Erklärung: „Wenn eine Funktion gut ist, dann ist sie auch schön.“
Audi Getriebe Burg I
Audi Getriebe Burg II
Ingolstadt – DS, 2001