Hamburger Morgenpost, Kultur (Mopo)
Bühnenbild und Kostüme von Angerer der Ältere
Uraufführung im Theater für Kinder. Übermorgen (16.30 Uhr) wird „Der kleine Hobbit“ von J.R.R.Tolkien zum ersten Mal seinen Bestseller-Buchdeckel verlassen und eine Bühne beleben. Nach fünfjährigem Tauziehen erhielt Theater-Chef Uwe Deeken vom Verlag grünes Licht für sein ehrgeiziges Vorhaben
Ehefrau Barbara Haas, die bewährte Hausautorin bearbeitete den Märchentext. Die Musik von Donald Swann entstammt einem jüngst wiederentdeckten, alten Tolkien-Liederzyklus. Und für die Ausstattung sorgt ein ausgewiesener Fantasy-Spezialist.
Wenige Tage vor der Premiere schält sich ein bühnenbeherrschendes Felsgebäude aus einem Wirrwarr von Styroporblöcken. Zufrieden betrachtet Angerer der Ältere die Umsetzung seiner Kulissenentwürfe, schwärmt dabei über die Herausforderungen und Möglichkeiten angesichts seiner ersten Theaterarbeit. „Bei einer Aufführung ist alles im Fluß, immer neu. Es geht viel kreativer zu als im Film mit seinen kurzen Schnitten. Dort gerät die Seele ins Stocken.“
Trotzdem wurde der praktizierende Architekt berühmt mit der Filmausstattung von „Die Unendliche Geschichte“ nach Michael Ende. Für den alten Freund hatte er sich gerne als Ausstatter probiert, ohne filmspezifische Erfahrungen.
Spontan sagte er auch Uwe Deeken beim zufälligen Kennenlernen zu. „Ich hatte „Herr der Ringe“ mehrfach gelesen. Tolkien verwendet vorgegebene Mythen und schafft daraus etwas neues Faszinierendes. Im Hobbit erinnern Drachen und Zwerge an die Nibelungen“, erklärt der Vater von zwei Kindern sein Interesse und den allgemein bis heute andauernden Tolkien-Kult. Immerhin stammt der kleine Hobbit aus dem Jahr 1937.
Angerer der Ältere findet bei dem vor 20 Jahren verstorbenen Autor und in der Arbeit ein Gegengewicht zur kümmerlichen Welt der Elektronik. „Auch in der Kunst ist der Mensch aus dem Mittelpunkt verschwunden. Ich aber suche den Raum für die Fantasie.“ Er deutet abrupt auf einen Felszacken, der einem Profil ähnelt. „Wer da oder in Himmelswolken Gesichter entdecken kann, der verkümmert nicht in täglichen Zweckmäßigkeiten.“
(Oliver Törner)
Hamburg, 8.Februar 1994, Hamburger Morgenpost, Kultur (Mopo)
Kennengelernt haben sich der Künstler Angerer der Ältere und der Direktor Uwe Deeken des Theaters für Kinder vor vielen Jahren im berühmten Posthotel Pflaum in Pegnitz, dem PPP. In diesem phantasievoll gestalteten Hotel trafen sich zu den Bayreuther Festspielen die wagnerbegeisterten Gäste aus aller Welt. An den Wänden des Restaurants hingen die signierten Fotos der Dirigenten und Sängerstars der Festspiele wie Herbert von Karajan, Daniel Barenboim, Knappertsbusch, Jess Thomas, Hans Hotter, Wolfgang Windgassen, Birgit Nilssen, Elisabeth Schwarzkopf, Lisa della Casa, Peter Hofmann, Astrid Varnay, Hans Hopf usw. um nur einige zu nennen,
Andreas Pflaum und sein Bruder Hermann Pflaum verstanden es auch außerhalb der Bayreuther Festspiele Kunstschaffende aller Couleur zusammenzubringen.
Ob kreative Menues mit Opernaufführungen zwischen den Gängen oder kreativ gestalteten Gartenfesten………..es gelang den beiden Brüdern ihre Gäste mit viel Phantasie zu unterhalten.